Samstag, 30. Mai 2020

30.5.2020




Diese Geschichte ist nicht von mir, sie gefällt mir sehr.

Jemand möchte wissen, ob es das Paradies auf der Erde gibt.
Es gibt das Paradies, aber nur in der Seele. Die Seele hat man immer dabei, deshalb kann man ruhig in der Küche sitzen bleiben.

Ein schönes Pfingstwochenende!

Montag, 25. Mai 2020

25.5.2020




Es kommt mir vor, als wäre unser Garten ein großes Orchester.

 Jede Blume, jede Pflanze hat ihren besonderen Klang. Momentan wird eine Sinfonie in blau, lila und violett gespielt. Die violetten Iris stehen neben den blauen Kornblumen und dem lila Beinwell. Das ergibt eine wunderschöne Farbmelodie. Ganz leise im Hintergrund hört man die zarten rosa und weißen Glöckchen der Akelei. Etwas zurückhaltend, aber nicht zu überhören. Ich freu mich schon sehr auf die beachtliche Gruppe der Trompeten. Es sind die Glockenblumen neben dem Gartentor. Man sieht, sie rüsten sich schon, müssen sich aber noch ein wenig gedulden, bis ihre Trompeten so weit ausgebildet sind, dass sie auch einen ordentlichen Ton hergeben können. Hin und wieder meldet sich seit gestern eine rote Rose. Es sind noch wenige, ihre Stimmen sind durch das kräftige, leuchtende Rot aber beachtlich. Momentan spielen alle so vor sich hin. In einer wunderschönen Melodie. Wenn in einiger Zeit, die rosa Rosen dazu kommen, die noch ein wenig üben müssen, wird es durch ihre große Fülle, einen Paukenschlag geben. Das ist besonders großartig!
So spielt jede Blüte ihre ganz eigene Melodie. Die Akelei möchte nicht so sein wie die Rose, die Trompete nicht, wie der Beinwell. Deshalb brauchen sie gar keinen Dirigenten. Es kommt auf jeden Fall die schönste Musik heraus.
Ich denke, vielleicht sollen wir Menschen uns da was abschauen und unsere eigene Melodie spielen und nicht versuchen, die Melodie vom Nachbarn zu spielen!



Dienstag, 19. Mai 2020

19.5.2020






Unser Garten und ich, ich und unser Garten, leben eine Beziehung.

 Ich würde sagen, eine selbst bestimmte Beziehung, wie es auch unter Menschen ist. Man sagt seine Wünsche, gibt auch immer wieder nach, damit der Partner auch auf seine Rechnung kommt. Ich gebe dem Garten meine Wünsche bekannt, setze und säe allerhand an bestimmte Plätze, die mir gefallen. Er toleriert es meistens, ab und zu auch nicht. Er beschenkt mich sehr häufig mit vielen Pflanzengeschenken, sehr oft an Stellen, die für mich nicht vorgesehen waren und auch manchmal unpraktisch sind. Wir kommen uns dann irgendwie entgegen. 
So wie auf diesem Foto.
Der Klatschmohn wollte unbedingt zwischen den Fugen der Waschbetonplatten, genau vor der Wohnzimmertür wachsen. Vielleicht wollte er uns besonders nahe sein. Da diese Pflanzen sehr zart sind und leicht umfallen, hatte mein Mann diese geniale Idee. Wir stellten die Holzständer, die ich einmal für eine Arbeitsplatte verwendet hatte, darüber. Rundherum habe ich in Abständen eine Schnur gebunden. In diesem sicheren Zwischenraum konnten sie sich frei entfalten. Wir müssen zwar jedes mal vorbeischlüpfen, wenn wir vor dem Haus frühstücken wollen, die Blütenpracht, besonders am Morgen und die unglaubliche Insektenvielfalt, die sich darauf tummelt, lässt uns vergessen, dass wir jetzt weniger Platz haben. Wir stehen davor und staunen!




Neben meinem Sessel, auch aus einer Ritze, quillt das nächste Geschenk. Eine Rucola Pflanze. Sie ist die stärkste unter den Rucola Pflanzen im ganzen Garten. Im Frühling, als im Hochbeet noch nichts essbares zu finden war, durfte ich schon unseren Salat mit ihren Blättern aufbessern.



Ein Blick in mein Hochbeet. Auf der Seite Knoblauchrauke. Wir essen seit Wochen jeden Tag eine große Schüssel Salat davon. Nie von mir angepflanzt! Der Rest Rucola, selbst aufgegangen.



Neben dem Hochbeet die nächste Fülle. Unser Farn. Vor vielen Jahren einmal etwas aus dem Wald mitgenommen. Er breitet sich mit so einer Freude aus, dass er schon ein richtig großes Stück für sich in Anspruch genommen hat. Er erfreut uns mit seiner Schönheit und wir haben auf diesem Stück Garten keine Arbeit. 




Manchmal muss auch der Garten seine Wünsche zurückstecken. Heute zum Beispiel. Mein Mann hat kübelweise Gras gerupft, wo unsere Bewohner, die wir gar nicht schätzen und jetzt auch wieder aus allen Ritzen kommen, lustige Urständ feiern.



Diese Schar ist im Atelier geschlüpft. Wie man sieht, möchten sie hinaus. Wohin sie wohl kommen werden?


Montag, 18. Mai 2020

18.5.2020




Gestern, am Sonntag, hatten wir einen besonderen Besuch.

Es könnte sein, dass es gar kein Besuch war. Vielleicht kannte dieser vermeintliche Besuch uns schon längst, aber wir haben ihn bis dahin noch nicht getroffen.
Auf den von der Sonne aufgewärmten Waschbetonplatten vor unserer Wohnzimmertür, sonnte sich eine Schlingnatter.
Mein Mann, der bei der Berg und Naturwacht ist, erkannte sie sofort, weil er schon öfter bei Schlangeneinsätzen dabei war.  Nachdem sie bei ihrem Mittagschlaferl ertappt worden ist, flüchtete sie natürlich sofort ins hohe Gras. Ich wollte gerne wissen, wie ihre Lebensgewohnheiten sind und wir machten uns im Internet schlau. Sie bringt lebende Junge zur Welt und ernährt sich von Eidechsen, die sie bei uns nicht finden wird und von Mäusen. Die gibt es bestimmt in großer Zahl.
Auf der einen Seite freu ich mich sehr, dass sich so ein Tier unseren Garten ausgesucht hat, auf der anderen Seite ist mir ein wenig mulmig zu Mute. Mich gruselt es nämlich beim Anblick einer Schlange. Zur Sicherheit bin ich gestern nicht mehr mit meinen Hausschuhen vor die Tür gegangen und heute habe ich in die Fülle der Knoblauchraukenblätter etwas überlegter hineingegriffen. Wenn sie sich bedroht fühlt, das kann gleich leicht einmal passieren, beißt sie nämlich zu und lässt nicht gleich wieder los. Der Biss ist zwar nicht giftig, ich mag aber in diese Situation nicht kommen. Da gruselt es mich gleich noch mehr! Wir haben auch gelesen, dass sie sich auf einem sehr großen Bereich aufhält. Das gibt mir ein wenig Hoffnung, dass sie auch die Nachbarsgärten besucht. Meine Nachbarin hat grad eine Wühlmausplage.
Es scheint, dass sich die Freude über diese Gartenbewohnerin bei mir doch etwas in Grenzen hält!

Freitag, 15. Mai 2020

15.5.2020




Heute Morgen.
Nach dem Frühstück gehe ich fast wie jeden Tag in den Garten und mache meine Runden. Mit Neugier und großer Begeisterung schaue ich, was es Neues gibt. Es ist kühl. Es hat in der Nacht geregnet. Alles ist sauber und reingewaschen. Auf den Blättern des Frauenmantels sitzen viele Wasserperlen. Ich wundere mich, dass sie nicht von ihrem Blattteller herunter kollern. Über Nacht sind viele Pflanzen ein großes Stück gewachsen oder ihre gestern noch geschlossenen Knospen sind aufgeplatzt und es quillt ein buntes Wunder hervor. Eine große Freude macht mir eine besondere Pfingstrose. Meine Oma sagte zu ihr " Antonirose". Sie stammt noch vom Bauerngarten meiner Oma. Ein großer Stock bildete das Herzstück. Zu meiner großen Freude entdecke ich heute drei große Knospenkugeln. Aus der grünen Hülle sind schon dunkelrote Blütenblätter sichtbar, die sich noch fest zu einer Kugel zusammen schließen. Es überkommt mich das Bedürfnis, diese Wunderkugel ganz vorsichtig mit meiner Hand zu umschließen. Ich spüre die kühle Zartheit und zugleich eine große Kraft in meiner Handfläche. Ein großes unfassbares Wunder halte ich in meiner Hand. In wenigen Tagen wird sie sich entfalten und unzählige dunkelrote Blütenblätter werden sich in einen handtellergroßen Blütenball verwandeln, den man stützen muss, damit er sich durch sein Gewicht nicht auf die Erde legt.  Ich frage mich, wie hat die ganze Pracht in so einer Knospe Platz?
An allen Ecken und aus jeder Ritze wachsen Akeleien. Die meisten von ihnen sind von alleine gekommen. Sie blühen in einer Vielfalt, wie ich sie mit Sicherheit nie gepflanzt habe. Wenn ich so über den Garten schaue, schweben ihre Blütenköpfchen mit einer Leichtigkeit und Zartheit über der üppigen grünen Blätterbracht. Es gibt von zartem Blau, in verschiedenen Lilatönen, Rosaschattierungen, bis weiß, alles. Auch eine ganz edle und vornehme steht vor mir. Sie ist  dunkelviolett, fast schwarz. Mit dieser Kleidung könnte sie in die Oper gehen. So hat jede ein besonderes Kleidchen. Manche von ihnen tragen sogar weiße Unterröckchen. Die Blütenformen sind ganz unterschiedlich. Von einfach bis mit doppelter Rüschchenreihe.
Ich bin von der Vielfalt und dem Schöpfungswunder fasziniert!
Bevor ich ins Haus gehe, treffe ich noch einen Löwenzahn. Seine leuchtend gelbe Blüte hat sich schon in eine flauschige , weiße Kugel verwandelt. Unzählige, kleine Fallschirmchen, jedes mit einem Samenkörnchen ausgestattet, mit allen Anlagen, die eine richtige Löwenzahnpflanze ausmacht, im Gepäck. Sie warten nur auf einen Windstoß, der diese vielen Wunder in die Welt hinausträgt, um uns Menschen mit ihrer Schönheit für unsere Seele und mit den Nährstoffen für unseren Körper zu beschenken.
Ich verneige mich mit großer Dankbarkeit vor der Schöpfung, in der ich leben darf!

Sonntag, 10. Mai 2020

10.5.2020




Heute ist Muttertag.
Ein Bild taucht vor mir auf. Vergissmeinnichtsträußchen, rote Rosen, kleine Kinder, die Gedichtchen aufsagen,.... lauter liebe Sachen.
Was bedeutet es wirklich?
Als ich meine Kinder bekommen habe, habe ich mir darüber keine großen Gedanken gemacht. So ein süßes Baby zu haben, ist einfach wunderschön.
Heute , nach so vielen Jahren sehe ich das anders.
Es nistet sich ein kleiner Mensch, den du nicht kennst, sehr oft ungefragt, in deinen Körper ein,  nimmt von dir alles, was er braucht und wächst zu einem stattlichen Baby heran. Bei passendem Zeitpunkt möchte oder muss er heraus, um weiter leben zu können. Das ist für die Mama nicht die angenehmste Sache der Welt. Zum Glück ist es geschafft, und sie hält das süße, kleine Wesen im Arm. Hilfsbedürftig ohne Ende. Im Normalfall verändert dieser Augenblick das ganze Leben. Dieser kleine Mensch fordert die ganze Aufmerksamkeit jede Sekunde. Nicht nur einige Stunden, nein, den ganzen Tag und meistens auch in der Nacht. Bei aller Liebe, die man natürlich zu dem kleinen Kindchen hat und auch Freude, ist es eine Herausforderung, die eine Mama oft auch an ihre Grenzen führt. Deshalb ist nach meinem Empfinden, Mama sein, einem Menschen die Möglichkeit schenken, seine Erfahrungen auf dieser Welt zu machen, die größte Herausforderung überhaupt.
Ich denke, jede Mama erfüllt diese große Aufgabe, so gut wie sie es eben kann und hat meinen größten Respekt!

Sonntag, 3. Mai 2020

3.5.2020




Nach meinem ausgedehnten Mittagsschlaf, den ich mir jetzt in dieser besonderen Zeit gönne, mache ich meine Augen auf. Der große Benjamin Ficus, eine Birkenfeige, die ihre Äste schützend über mich beugt, seine Krone ist im Durchmesser bestimmt schon 1,5 m, hat wieder ein winziges hellgrünes, zartes Blättchen bekommen. Es muss über Nacht geschlüpft sein. Gestern
 waren es nämlich noch zwei, heute sind es drei.



Mein Blick wandert zur großen Doppeltür, die in den Garten führt. Da hängen zwei gelbe Vorhänge mit der Aufschrift  "VERTRAUEN" und " FRIEDEN",



am Fenster neben der Couch, ein roter Vorhang mit der Aufschrift "LIEBE" und ein gelber, mit der Aufschrift " FREUDE".

 Vor einigen Jahren habe ich sie aus alten, weißen Leintüchern genäht und eingefärbt.
Ich sehe dazwischen ins Freie. Vor mir liegt der klare Himmel ohne Kondensstreifen, eine Amsel trällert ihr Lieblingslied.



Da bleibt in mir kein Platz mehr für Angst. Einfach nur DANKBARKEIT!

Samstag, 2. Mai 2020

2.5.2020




Ein ganz besonderer Tag in meinem Leben.

Mit vier Jahren durfte ich wieder einmal ein paar Tage bei meiner Oma verbringen. Das war das Schönste für mich. Sie hatte einen kleinen Bauernhof und wohnte in einem alten Bauernhaus. Wasser gab es beim Brunnen vor dem Haus, das Plumpsklo war beim Misthaufen hinter dem Stall. Weil das Klo für mich viel zu hoch und die Öffnung viel zu weit war, ich konnte da leicht durchfallen, hat mir der Opa ein kleines, daneben gezimmert. Es hatte kein Häuschen darüber mit einer Tür und einem Herz, wie das große. Es war ein Freiluftklo. Wenn ich es benutzte, spazierten die Hühner singend an mir vorbei und ich konnte in die Gegend schauen. In der Nacht schlief ich mit meiner Oma zusammen im Bett. Wir schliefen auf einem Strohsack, der mit Maisfedern gefüllt war. Das raschelte so schön, wenn wir uns bewegten. Das Gewicht meiner Oma, die natürlich schwerer war als ich, machte im Strohsack bald eine Vertiefung, in die ich immer hineinrutschte. Das war nicht so angenehm. Ich klebte da förmlich an meiner Oma. Trotzdem fühlte ich mich total geborgen. In der Früh wurde der Strohsack wieder aufgeschüttelt. Er hatte in der Mitte einen langen Schlitz, durch den man hineingreifen konnte um die Maisfedern aufzulockern.
An diesem besonderen Tag, von dem ich erzählen möchte, kam mein Vati mit dem Fahrrad. Er war verschwitzt und ganz aufgeregt, wie ich ihn vorher noch nicht erlebt hatte. Er sagte mir, dass ich einen kleinen Bruder bekommen habe und er mich mit dem Rad abholen will. Ich kann mich erinnern, dass ich so gelacht habe, ich konnte gar nicht aufhören. Die Freude von Vati ist auf mich übergesprungen und wir lachten und lachten. Natürlich fuhr ich mit Begeisterung mit. Er hatte ein altes Waffenrad, auf dem vorne am Lenker ein Kindersitz montiert war. Er hob mich hinein, ich saß gegen die Fahrtrichtung.  Also konnten wir uns gut unterhalten. Vati radelte bergauf und bergab. Eine Strecke bestimmt 20 km. Es war eigentlich ein Wunder. Er hatte die Geburt miterlebt und dann mich abgeholt. Die Freude hat ihm Bärenkräfte geschenkt.
Zuhause angekommen, führte er mich zu einem Körbchen, das hinter den Ehebetten stand. Darin schlief der kleine Bruder. Ein winziges Baby. Es war eine eigenartige Atmosphäre. Eine fremde Frau war da, die mich fragte, ob ich den kleinen Bruder behalten wolle. Natürlich wollte ich das. Wenn es mir auch nicht bewusst war, was das bedeutet, so habe ich doch die Freude von Vati gespürt. Ich wusste deshalb, dass es was ganz besonderes und schönes sein muss. Die fremde Frau, die Hebamme, sagte, dann müsse ich ihn auch bezahlen. Ich holte gleich mein rosa Plastiksparschwein und schüttelte zwei Schilling heraus. Das war der Preis. Das konnte ich mir leisten. Ich war froh, dass sie ihn nicht wieder in die große Tasche gepackt hat, als sie wegging, in der sie ihn bestimmt hergebracht hatte. Das Dumme für mich war, dass gerade jetzt Mutti krank werden musste. Sie lag nämlich in ihrem Bett und durfte nicht aufstehen.
Ab jetzt war ich Besitzerin eines kleinen Bruders. Ich wollte ihn natürlich auch herumtragen. Das durfte ich nicht. Obwohl ich sagte, dass er mir gehört, konnte ich mich nicht durchsetzen. Nur wenn ich auf dem Bett saß, durfte ich ihn halten.
Ich hoffe, dass er später nicht zu oft zu spüren bekommen hat, dass er mir gehört.

12.9.2022

  Ich sitze am Küchentisch und schaue aus dem Fenster.  Vor mir steht noch immer unsere Sonnenblume, die ich im letzten Bericht beschrieben ...