Montag, 25. Juli 2022

25.7.2022

 



Heute Morgen habe ich unserer Sonnenblume ins Gesicht geblickt.

Vor dem Haus habe ich ein Beet mit Küchenkräutern angelegt. Salbei, Thymian, Rosmarin, viele Ringelblumen, Zitronenverbene und dazwischen blaue Katzenpfötchen und weißes Mutterkraut. Bunt und vielfältig. Genauso, wie ich es in mir fühle. In der Mitte des Beetes, in der Nachbarschaft einer Zucchinipflanze, die gerade zaghaft ihre erste Frucht ausbildet, steht unsere Sonnenblume. Vermutlich hat eine hungrige Meise im Winter einen Sonnenblumenkern verloren, als sie vom nahegelegenen Futterhaus  damit in die daneben stehende Eibe geflogen ist, um ihn dort in aller Ruhe aufzuknacken.

Das war der Beginn unserer Sonnenblume. Ich hatte damals noch keine Ahnung, dass an dieser Stelle in der Erde ein großes Wunder verborgen ist. Erst im Frühling habe ich das kleine Pflänzchen mit seinen zwei runden Keimblättchen entdeckt. Es war nicht alleine. Auch mehrere Geschwisterchen standen in der Nähe.

Doch nach und nach, nachdem unsere kriechenden Gartenbewohner vom langen Winterschlaf erwacht waren und natürlich einen mächtigen Hunger hatten, wurden immer weniger. Unsere Sonnenblume hatte einen sehr starken Lebenswillen. Sie bildete immer mehr Blätter aus. Sie waren behaart, um die Fressfeinde abzuhalten. Lange Zeit erfolglos. Sobald ein neues Blatt da war, fehlte über Nacht wieder die Hälfte davon. So ging es lange Zeit. Doch auf einmal hatte sie es geschafft. Die Blätter wurden kräftiger und rauer und so auch der Stängel . Jetzt steht sie vor mir. Ungefähr zweieinhalb Meter hoch. Wie eine Siegerin. mit einem strahlenden Gesicht, das sich nach der Sonne richtet und ständig ihre Kraft in sich aufnimmt. Mittlerweile neigt sie ihren Kopf mit jedem Tag mehr. Denn die unzähligen Staubgefäße, die von einer Vielzahl verschiedener Insekten besucht wurden, bilden sich nach und nach zu kostbaren Kernen aus. Eine gesunde Nahrung für Mensch und Tier. Sie erinnert mich an eine Mutter, die einem kleinen Menschen das Leben schenkt. Auch unsere Sonnenblume schenkt Leben weiter. Und das in vielfältiger Weise.

Heute Morgen stehe ich vor ihr und blicke in ihr Gesicht. Ein Wunder. Die Sonnenblumenkerne, die man bereits erkennen kann, haben jeweils eine winzige Blüte. Sie sind in einer besonderen Weise angeordnet, die mich an die "Blume des Lebens" erinnert.

Ich stehe mit Ehrfurcht und Bewunderung vor unserer Gartenbewohnerin und blicke in ihr wundervolles Gesicht, das mit einem Kranz aus leuchtend gelben Blütenblättern eingerahmt ist.

Sie ist ein Wesen, das meine Seele berührt, den Insekten, Vögeln und uns Menschen Nahrung schenkt und am Ende sich in wertvolle Erde verwandelt.

Eben ein Wunder!




12.9.2022

  Ich sitze am Küchentisch und schaue aus dem Fenster.  Vor mir steht noch immer unsere Sonnenblume, die ich im letzten Bericht beschrieben ...