Samstag, 1. Mai 2021

1.5.2021

 Unser Garten ist ein wahrer Zaubergarten.

 Er lässt mich das Wunder der Schöpfung hautnah erleben, ich kann dadurch das Strickmuster des Lebens erfahren. Wenn ich darin arbeite, kurble ich meinen Kreislauf an und stärke meine Muskeln, ich finde darin viele Nahrungsmittel und Heilkräuter, die mich gesund erhalten oder gesund machen. Außerdem stärkt er meine Seele durch seine unfassbare Schönheit und Vielfalt. Das ist nur ein ganz kleiner Teil, den er mir schenkt.

Gestern hatte ich die Gelegenheit, über mich selbst hinaus zu wachsen. Bei mir zu bleiben und sehr großmütig ohne Groll und Rachegefühle loszulassen, ohne im Kopf irgendwelche kriegerische Handlungen zu schmieden. Ihr wollt wissen, wer mir diesen großartigen und mit Sicherheit nicht leichten Prozess geschenkt hat?

Es war die Wühlmaus. Besser gesagt, so glaube ich es, eine ganze Wühlmausfamilie. Vielleicht sogar eine Wühlmausgroßfamilie!

Wie so oft bin ich voll Genuss und Bewunderung durch den Garten geschlendert, um ihn mit allen Sinnen in mir aufzunehmen. Besondere Freude hatte ich mit den Tulpen, die in den verschiedensten Farben leuchten. Ich bemerke mit großer Freude, dass sie sich sehr vermehrt haben und in dicken Büscheln vor mir stehen, wo im letzten Jahr nur ein oder zwei waren. So gehe ich freuend herum. Plötzlich stehe ich vor einem dichten Tulpenbüschel, deren Blätter irgendwie gelb und leblos aussahen. Ich bücke mich und berühre eine Blüte. Schon habe ich die ganze Pflanze in meiner Hand. Sie steckte ganz locker in einem Mausloch. Nach und nach zog ich 6 Tulpen aus dem Loch. Ohne Zwiebeln natürlich. Ein richtiger Tulpenstrauß. Zur Verschärfung kommt noch dazu, dass ich gerade diese Tulpen von meiner Mutti waren. Da heißt es, tief durchatmen! Gestern habe ich noch vom Tintenfluss neben mir geschrieben, den man in keiner Weise berühren soll, damit mein klares Wasser nicht verfärbt wird. Jetzt bin ich gefordert, da nicht mit Rachegefühlen oder ähnlichem hinein zu tapsen!

Heute beim Frühstück vor dem wunderschönen Tulpenstrauß, habe ich gemerkt, dass ich es geschafft habe, über mich hinaus zu wachsen. In mir sah ich eine putzige Wühlmaus, wie sie durch die Gänge huscht, um etwas essbares zu finden. Plötzlich tauchen gleich 6 köstliche Tulpenzwiebel vor ihr auf. Voll Freude pfeift sie ihre Familie herbei. Von allen Seiten kommen Mäuschen eilig herbei. Kleine Mäusekinder und ein paar langsamere mit grauen Barthaaren sind auch dabei. Bestimmt Oma und Opa. Alle machen sich freudig und aufgeregt, mit wippenden Schnurrhaaren über die Köstlichkeit her. Der Saft der  Tulpenzwiebeln, rinnt ihnen aus den kleinen Mäulchen.

Wahrscheinlich liegen jetzt alle zufrieden und müde vom unverhofften Festmahl in ihrer Höhle. Mit dicken, vollgefüllten Bäuchlein nach oben gestreckt, schnarchen sie in ihrem Verdauungsschlaf.

Das ist die Natur! Sie hat mir Gelegenheit gegeben zu teilen. Den oberen Teil der Tulpe bekomme ich für die Vase, den unteren die Mäuse.

Na, ganz gerecht ist es nicht. Aber was solls!

Ich bin stolz auf mich!!!

1 Kommentar:

  1. Liebe Resi, vielen Dank für diese schöne und inspirierende Geschichte. Ich freue mich, wenn wir uns mal wieder sehen... Glg von Katja

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