Montag, 14. Dezember 2020

14.12.2020

 Heute Morgen.

Ich schaue aus dem Fenster. Meine Welt ist über Nacht klein geworden. Es scheint so, als würde die Welt hinter dem Dach des Nachbarhauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu Ende sein. Nichts, absolut nichts! Mein Lebensraum vor mir schaut auch nicht gerade freundlich aus. Keine Sonne, trüb und düster schaut alles aus. Ab und zu ein schmutziger Schneerest, sonst alles grau und braun. Es stimmt nicht ganz. Die Früchte des Pfaffenkapperlbaums, die die Vögel übriggelassen haben, leuchten wie kleine rote Punkte an den feinen Ästen. Die Krähen, die so oft durch unseren Garten segeln sind auch nicht da. Das ist die Momentaufnahme meiner äußeren Welt.

Zum Glück weiß ich, dass es hinterm Dach des Nachbarhauses noch weitergeht. Sogar sehr schön. Nach wenigen Metern beginnt der Wald. Bergauf, bergab, wunderschöne Natur! So kommt es mir jetzt allgemein  auf der Welt vor. Um uns herum schaut es für viele Menschen sehr düster aus. Wir können nicht über das Nachbarhaus drüberschauen. Wir können nicht sehen, wie es weitergeht oder sogar ob es überhaupt weitergeht. Das macht vielen von uns Angst.

Ich bin sicher, es geht weiter und wird schöner weitergehen als bisher. Wenn es schöner sein soll, müssen wir halt einiges verändern! Auf jeden Fall haben wir jetzt die Momentaufnahme, wie ich sie aus meinem Fenster sehen kann. Ich bin dabei, mein Leben schön zu gestalten, trotz des Nebels um mich herum. Gestern habe ich Weihnachtsbäckereien gemacht. Ich habe bewusst jedes Sternchen, jedes Herzerl mit der größten Sorgfalt ausgestochen. Ich glaube, so genussvoll war das Backen noch nie für mich. Am Abend habe ich dann zufrieden und froh auf die gefüllten Keksdosen geschaut. Ich stand dann schon ziemlich müde in einer mit vielen von verschiedenen Teigen klebrigen Schüsseln vollgeräumten Küche, mit pickigen Arbeitsflächen...u.s.w. Nach einigen tiefen Seufzern habe ich die Ärmel aufgekrempelt und war für das dankbar, was grad vor mir lag. Es ist nicht selbstverständlich, so viele Lebensmittel zur Verfügung zu haben, es ist nicht selbstverständlich, so viel Geschirr zu haben und es ist nicht selbstverständlich, in einer warmen, gemütlichen Küche backen zu können. Ich lasse warmes Wasser ein, auch nicht selbstverständlich und beginne das Geschirr abzuwaschen. Mit einem dankbaren, wunderschönen Gefühl!

Eigentlich ist es einfach sein Leben schön zu gestalten. Man muss die Dinge nur von einer anderen Seite ansehen. Einer Seite, die einem gut tut!

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