Freitag, 21. August 2020

 

21. August 2020


Eine kleine Küchengeschichte

Ich esse sehr gerne und das große Glück dabei ist, dass ich auch gerne koche. Ich schaue zuerst, welche Lebensmittel gerade vorhanden sind und koche dann daraus,  worauf ich gerade Lust habe. Wenn ich damit fertig bin, lade ich die  Person zum Essen ein, die bei mir ist. Das ist mein Mann. Er isst genauso gern wie ich und schätzt es sehr, sich zum gedeckten Tisch zu setzen. Meistens bekomme ich von ihm einen Handkuss, bevor er zu essen beginnt.

Das lässt darauf schließen, dass die Liebe doch ein bisschen durch den Magen geht.

Vor einiger Zeit habe ich einen weißen Wandbehang mit einem Spruch geschenkt bekommen. In der Küche meiner Oma gab es auch so einen ähnlichen. Er war mit Reißnägeln an der Wand hinter dem Herd  angebracht. Als Schutz für die Wand vor Spritzer, wenn der Topf etwas zu voll gefüllt war oder das heiße Schweineschmalz beim herausbacken der Schnitzel gespritzt hat. Natürlich auch als Zierde. Die Frauen von damals haben dafür viele Stunden ihrer kargen Freizeit verwendet, mit kleinsten Stichen Sprüche und Motive darauf zu sticken. Meist mit blauem Garn.

Mein Behang ist ebenfalls blau bestickt. Es ist darauf ein gedeckter Tisch zu sehen, eine Hausfrau mit einer hübschen Schürze, die gerade einen Braten bringt. Daneben offensichtlich ihr Mann, elegant im Anzug, eine Hand in der Rocktasche, der auf den gedeckten Tisch zugeht.

Darüber der Spruch:

Liebe Hausfrau, lass dir sagen, die Liebe geht beim Mann erst durch den Magen.

Das hat mich motiviert, aus dieser alten Kostbarkeit, für mich eine Kochschürze zu nähen. Ich trage sie mit Begeisterung und wenn ich nicht koche, hängt sie an einem Haken am Türstock in der Küche neben dem Tisch.

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