Donnerstag, 4. Juni 2020

4.6.2020




Ich stehe, wie so oft am Tag, wenn ich von meiner Arbeit im Atelier eine kleine Pause brauche, vor der offenen Tür im ersten Stock. Der Garten breitet sich vor mir aus. Unser Zaubergarten. Ich weiß bis heute nicht, wie ich vor vielen Jahren auf diesen Namen gekommen bin. 
 Ich denke an die Zeit, in der er zu mir gekommen ist.
Es war vor etwas mehr als 50 Jahren, ich war gerade 19 Jahre alt. Eine glückliche Fügung wollte es, dass ich für dieses Stück Erde die Verantwortung bekam. Es war eine ungepflegte Wiese mit einem kümmerlich gewachsenen Kronprinz Rudolf Apfelbaum und einem ebenfalls kümmerlich gewachsenen Zwetschgenbaum. Damals gab es auf diesem Grundstück unendlich viele Wühlmäuse, die Obstbaumwurzeln zum fressen gern hatten. Den anderen Baumgeschwistern, die vorher auch auf dieser Wiese gewohnt haben, hatten sie schon den Garaus gemacht.
Pflanzen und Blumen liebte ich schon immer. Nachdem unser Haus gebaut war, siedelten sich immer mehr Bäume und Pflanzen an. Da für Blumen kaufen das Geld fehlte, bekam ich von meiner Mutti, den Nachbarn usw. alles, was sie für mich übrig hatten. Der Garten begann zu leben und veränderte sich immerfort. Ich bin eigentlich ein sehr bescheidener Mensch.Was Pflanzen anbelangt, kann ich nicht genug bekommen. Das scheinen auch die Blumen zu wissen. Sie vermehren sich, was das Zeug hält  und die Vögel helfen ihnen dabei. Es gibt nämlich vieles, das auf einmal da ist, und man weiß nicht woher es gekommen ist.
So entwickelt sich der Garten immer weiter, fast ohne mein Zutun. Jetzt  stehe ich da und staune über die unglaubliche Vielfalt und das große Wunder der Schöpfung. Nachdem es mein großer Wunsch ist, dass es dem Stück Erde, das mir anvertraut ist, ganz, ganz gut geht und ich gerade eine wahre Explosion an Pflanzen, die aus der Erde quillt, sehen kann, stelle ich fest: es geht ihr gut! Sie freut sich, wie ich mich freue. Ich stelle fest, es ist ein Zaubergarten! Ich bin unsagbar dankbar dafür, ihn bewohnen und benützen zu dürfen!

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